100-Prozent-Erneuerbare – wo und wann ist das sinnvoll?

Bei dem interessanten Workshop an der HAW wurde von Projekten in Südamerika berichtet, bei denen abgelegene Dörfer durch erneuerbare Energien elektrifiziert wurden. Die dezentrale Energieversorgung über die erneuerbaren Energien macht die Anbindung an bestehende Energienetze unnötig und ist insofern sehr kosteneffizient. Hier haben 100% Erneuerbare extreme positive Wohlfahrtseffekte.

Auch in Deutschland können sich einzelne Dörfer und Gemeinden schon zu 100% über erneuerbare Energien versorgen und bereits über einhundertdreißig Landkreise haben dies zum Ziel, vgl. 100ee. Dabei handelt es sich um ländliche Regionen mit niedrigem Industrieanteil und geringem Energiebedarf. Gleichzeitig sind hier Flächen vorhanden um Erzeugungskapazitäten über Wind, Sonne und Biomasse aufzubauen. Ist die 100-Prozent-Erneuerbare in diesen Regionen ein Erfolg?

In Deutschland sind und waren die Regionen auch ohne den Ausbau der Erneuerbaren elektrifiziert – insofern gibt es auch keinen Entwicklungsschub. Positive Effekte der 100-Prozent-Erneuerbaren ergeben sich somit nur, wenn durch diese Regionen die Ziele der Energiewende beflügelt werden. Sind die 100-%-Regionen ein Beleg für die Stärken einer dezentralen Energieversorgung in Deutschland? Diese Fragen stellen sich besonders, da die erneuerbaren Energien auch in den 100-Prozent-Regionen nur aufgrund der generösen staatlichen Förderung aufgebaut wurden. Dabei wurde die Förderung durch die Verbraucher insgesamt getragen. Somit subventionieren Regionen mit einem geringen Anteil an erneuerbaren Energien, Regionen mit dem hohen Anteil: Ballungsräume und Städte zahlen, die Subventionen erhalten die ländlichen Regionen.

Haben die zahlenden Regionen irgendetwas von ihren Subventionen? Wird die Energiewende in Deutschland durch die 100-Prozent-Regionen vorangetrieben? Stellen diese ein gutes Beispiel dar, dem andere Regionen folgen können oder sollten? Alle diese Fragen können klar mit einem Nein beantwortet werden. Ob die Energiewende in Deutschland gelingt, entscheidet sich zum einen bei der Versorgung der Bevölkerungsmehrheit, die in den Städten lebt und zum anderen bei der Versorgung der Industrie. In der Industrie und in Großstädten ist der Energiebedarf sehr viel höher und die Möglichkeiten zum Aufbau von Erzeugungskapazitäten ist sehr viel geringer. Deshalb können die ländlichen Regionen kein sinnvolles Vorbild sein. Insgesamt sind die 100-Prozent-Erneuerbaren in ländliche Regionen bestenfalls irrelevant, weil sie einen viel zu geringen Anteil am Energiebedarf betreffen. Sollten diese Regionen als Vorbild fehlinterpretiert werden, ist der 100-%-Ansatz kontraproduktiv.

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