Im Rahmen der Energiewende im Verkehrssektor wird der Elektromobilität von Seiten der Politik derzeit eine hohe Priorität eingeräumt. Dabei weisen die Politiker nicht nur immer wieder darauf hin, dass hier die Zukunft der Mobilität liegt, sondern sie haben auch verschiedene Fördermaßnahmen beschlossen. Trotz der Förderung kommt der Markt aber nicht in Schwung, was vor allem die Politiker wundert, nicht aber die Anbieter und Nutzer von Pkws.
Tatsächlich gibt es für die meisten Autofahrer viele gute Gründe nicht auf batteriebetriebene Pkw umzusteigen. Darüber hinaus ist außerdem fraglich, inwieweit die Elektro-Pkw auf Basis von Batterien insgesamt zu den Zielen der Energiewende beitragen können.
Die Gründe nicht auf batteriegetriebene Elektro-Pkw umzusteigen sind viel diskutiert worden: Es geht um zu kurze Reichweiten, zu lange Ladezeiten und zu wenige Lademöglichkeiten. Dies alles gilt zwar nicht für Pendler, die ihren Elektro-Pkw zu Hause in der Garage oder am Stellplatz aufladen können und dann am Tag relativ kurze Strecken fahren müssen. Wenn der Pendler den Wagen jedoch auch für die Urlaubsreise nutzen möchte, gibt es Probleme: Die Reichweite der Batterie reicht dann in der Regel nicht aus, um die gesamte Strecke zu bewältigen – und wer möchte schon auf der Urlaubsreise lange Zwangspausen einlegen, um die Pkw-Batterie zu laden. Elektro-Pkw sind also in der Nutzungsflexibilität stark eingeschränkt. Das ganze Problem würde noch erheblich zunehmen, wenn tatsächlich erstmal mehrere Millionen Elektro-Pkw auf der Straße unterwegs sind und viele von ihnen gleichzeitig an der Autobahn laden möchten. Wie viele Ladesäulen muss man aufstellen und wie groß müssen die Tankstellen werden, um im Urlaubsverkehr allen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, über dreißig Minuten oder länger zu laden. Für alle Elektro-Pkw-Besitzer, die keinen Stellplatz mit Lademöglichkeiten am Haus haben, würde sich dieses Problem täglich stellen. Wie viele Ladestationen soll man in Eimsbüttel oder Altona aufstellen? Es erscheint äußerst unrealistisch, dass es hier in absehbarer Zeit pragmatische Lö-sungen gibt.
Für alle (oder die meisten), die keinen eigenen Stellplatz haben oder die ihr Auto für längere Ur-laubsfahrten nutzen möchten, ist die Elektromobilität auf Basis von Batterien auf absehbare Zeit keine sinnvolle Option. Das gleiche gilt auch für den Transportbereich auf längeren Strecken. Lkw und Busse werden ihren Energiebedarf auf längeren Strecken auf absehbare Zeit nicht über Bat-terien decken können. Wenn auch für diesen im Verkehrsbereich nicht unwichtigen Sektor eine deutliche CO2-Reduktion angestrebt wird, kann die Batterie – zumindest nach derzeitigem Forschungsstand – nicht die Lösung sein.
Neben den genannten Problemen bei der Nutzung der Elektromobilität, ist es auch zweifelhaft, welchen Beitrag zur CO2-Reduktion die Elektromobilität über Batterien tatsächlich leisten kann. Nach derzeitigem Stand werden die Elektro-Pkw geladen, damit das Fortkommen sobald wie möglich wieder gewährleistet ist. Tatsächlich wird das Laden auf absehbare Zeit überwiegend in der Nacht am eigenen Stellplatz erfolgen. In dieser Zeit stehen in der Regel reichlich freie Strom-erzeugungskapazitäten zur Verfügung. Zunächst wird immer der erneuerbare Strom genutzt. Wenn der Strombedarf insgesamt geringer ist als die Erzeugung aus den erneuerbaren Anlagen können die Elektro-Pkw vollständig mit erneuerbarem Strom geladen werden. Ist der Strombe-darf aber höher als die Erzeugung aus erneuerbaren Kapazitäten, wird die zusätzliche Nachfrage der Elektro-Pkw mit Kohlestrom gedeckt. Die CO2-Bilanz der Elektro-Pkw ist dann deutlich schlechter als die von konventionellen Pkw.
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten um CO2, das in Kraftwerken, Industrieanlagen oder in der Umwelt emittiert wird, in Wasserstoff, Gas oder flüssige Kraftstoffe umzuwandeln. Da diese Energieträger speicher- und transportierbar sind, kann deren Erzeugung vom späteren Ver-brauch abgekoppelt werden. Die Technologien sind hier schon vorhanden, aber die Kosten sind derzeit noch zu hoch und insofern ist auch noch offen, welche Technologie sich langfristig durch-setzen kann. Es ist aber zu hoffen, dass politische Entscheidungen – von denen bisher nur die Po-litiker überzeugt sind, nicht vorzeitig Technologiepfade festlegen, die in Sackgassen führen.
Der Beitrag ist am 14.11 im Hamburger Abendblatt erschienen.
Sehr geehrter Herr Bräuninger, danke für Ihren obigen Artikel, dessen Gedanken ich für sehr wichtig halte. Davon brauchen wir mehr. Aber: hat Ihnen noch nie jemand mitgeteilt, dass es physikalisch unmöglich ist, CO2 in Wasserstoff und flüssige Kraftstoffe umzuwandeln? In CO2 ist kein Wasserstoff enthalten. Gruß Rickertsen