Szenarien und Rahmenbedingungen für die Marktentwicklung von Wasserstoff und synthetischen Folgeprodukten

Eine Untersuchung für das Institut für Wärme und Mobilität – IWO

Bei der Windenergie haben hohe und langfristig garantierte Preise zu einem schnellen Aufbau von Erzeugungskapazitäten geführt. Der Kapazitätsaufbau hat zu Lerneffekten geführt, die ein erhebliche Kostensenkung ermöglicht haben.

Bei den Erzeugungskapazitäten von Wasserstoff und seinen synthetischen Folgeprodukten könnte in naher Zukunft ein ähnlicher Kapazitätsaufbau mit erheblichen Lerneffekten erfolgen. Für den Markthochlauf müssen dafür jedoch entsprechende Investitionsanreize gesetzt werden.

In einem stilisierten Marktmodell werden zwei Szenarien betrachtet:

  • Regulierungsszenario: Grüner Wasserstoff wird nur für bestimmte Anwendungen in den Markt gebracht. Andere Sektoren werden ganz vom Wasserstoffeinsatz abgeschottet. In der Folge entwickelt sich der Markt für Wasserstoff nur langsam.
  • Marktszenario: Es werden Investitionen in den Aufbau von Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff gefördert und die nachfrageseitige Regulierung anwendungsoffen gestaltet. Der Preis für grünen Wasserstoff bildet sich vorwiegend am Markt, wobei es die Entscheidung der Marktteilnehmer ist, ob grüner Wasserstoff eingesetzt wird. In der Folge wird grüner Wasserstoff in vielen Anwendungen eingesetzt und der Markt entwickelt sich schnell.

Im Marktszenario kommt es kurzfristig zu Preissteigerungen für grünen Wasserstoff, die erhebliche Investitionsanreize generieren. Es kommt schnell zu einem Ausbau der Kapazitäten, zu Produktionssteigerungen, zu Lerneffekten und dann auch zu einem Rückgang der Preise. Wasserstoff wird schneller in den Markt eingeführt als im Regulierungsszenario, dadurch können schneller größere Mengen fossiler Energieträger substituiert werden. Eine detaillierte Diskussion der Szenarien zeigt, dass das Marktszenario insgesamt überlegen ist.

Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie wird ein Markthochlauf von Wasserstoff angestrebt, der im Grundsatz anwendungsoffen ist. Die Ziele und Maßnahmen sind im Grundsatz sehr gut mit einem schnellen Kapazitätsaufbau im Marktszenario zu vereinbaren. Dies steht jedoch in einem gewissen Widerspruch zu den konkret genannten Priorisierungen einzelner Anwendungen und möglichen unterschiedlichen Förderverfahren für unterschiedliche Anwendungsbereiche. Dabei bedeutet der Ausschluss bestimmter Anwendungen von einer Förderung in der Praxis den dortigen Nichteinsatz dieser derzeit noch teureren Technologie. Für den angestrebten schnellen Markthochlauf mit signifikanten CO2-Einsparungen ist es daher von herausragender Bedeutung, die Produktion und den Einsatz von Wasserstoff und seinen synthetischen Folgeprodukten konsequent anwendungsoffen zu fördern.

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