Immer häufiger wird befürchtet, dass uns die Digitalisierung der Wirtschaft und des Lebens (Industrie 4.0, selbstfahrende Autos, Smart Homes, usw.) Arbeitsplätze kosten wird. Diese Angst ist kaum berechtigt – viel größer wären die Umbrüche, wenn man die neuen Technologien ignoriert.
Die Angst vor neuen Technologien ist alt und auch nicht völlig unbegründet. Die Industrialisierung hat bestehende Unternehmen mit ihren Technologien unrentabel gemacht und dort Arbeitsplätze gekostet. Dies hat auch zu erheblichen sozialen Verwerfungen geführt, wie sie Gerhard Hauptmann in „Die Weber“ eindringlich beschrieben hat. Ähnliche Umbrüche haben auch der Computer und das Internet mit sich gebracht, die nicht nur die Wirtschaft, sondern das gesamte Leben verändert haben.
Obwohl die neue Technologien immer Arbeitsplätze gekostet haben, erreicht die Erwerbstätigkeit immer neue Rekordstände. Durch die neuen Technologien steigt die Produktivität, so dass wir in derselben Zeit mehr produzieren können und deshalb höhere Einkommen erzielen. Diese erlauben uns mehr in Freizeit, Gesundheit und Umwelt zu investieren, so dass dort neue Jobs entstehen. Nichts spricht dafür, dass dieser Trend in Zukunft abreißen wird.
Sofern man sich neuen Technologien verweigert oder Trends verschläft, können die neuen Arbeitsplätze – in denen unter Verwendung der neuen Technologien hohe Einkommen erzielt werden – in anderen Regionen der Welt entstehen. So könnte die Digitalisierung des Verkehrs dazu führen, dass Autos zukünftig von Softwarefirmen in den USA produziert werden, so dass die Zahl der Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie stark zurückgeht. Dies ist eine mögliche Folge des Wettbewerbs. In Deutschland müssten dann neue Geschäftsmodelle in anderen Branchen entwickelt werden, um den Rückgang der Automobilindustrie zu kompensieren. Dies ist durchaus möglich, erfordert aber viel stärkere Veränderungen als die Einführung neuer Technologien in der deutschen Automobilindustrie.
Bisher ist es in Deutschland ganz gut gelungen neue Technologien einzubinden und damit Arbeitsplätze in der Industrie zu sichern. Industrie 4.0 ist ein weiterer Technologieschritt, für den es keinen Grund gibt, anzunehmen, dass er völlig anders verläuft als die bisherigen. Insofern sollten wir diesen Schritt begrüßen und nicht versuchen, ihn zu behindern.