Handelsbeziehungen und Spezialisierung im Ostseeraum

Autor: Mark-Oliver Teuber

Der Ostseeraum ist ein bedeutender Wirtschaftsraum in Europa mit großem Potenzial für eine zukünftig weiter voranschreitende Integration. Im Jahr 2013 wurde ein Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 1.244 Mrd. Euro in der Region erwirtschaftet, was einem Anteil von 9,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt der EU 27-Länder entsprach. Gleichzeitig ist das Pro-Kopf-Einkommen im Ostseeraum deutlich höher als im EU-Durchschnitt, während die Arbeitslosenquote geringer ist. Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Region besteht in den intensiven Handelsbeziehungen der Länder und Regionen untereinander. In diesem Zusammenhang werden im Artikel „Trade Connections and Economic Specialisations in the Baltic Sea Region” die Handelsverbindungen innerhalb der Region und die ökonomischen Spezialisierungen der Länder des Ostseeraums analysiert, wobei regionale Unterschiede explizit berücksichtigt werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Länder des Ostseeraums durch ausgeprägte Handelsbeziehungen stark miteinander verflochten sind: So stammen 13 Prozent der Importe Deutschlands aus dem Ostseeraum. Bei anderen Ländern, wie beispielsweise Estland (74 Prozent), liegen die Anteile noch deutlich höher. Die Bundesrepublik ist für die meisten Länder der Region ein bedeutender Absatz- und Umschlagplatz für ihre Waren: Zum Beispiel haben 29 Prozent der Exporte Dänemarks Deutschland zum Ziel. Hierbei hat der Handel in der Region in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen. Die starken Handelsverflechtungen innerhalb des Ostseeraums sind nicht ausschließlich auf räumliche Nähe, sondern auch auf historische Verbindungen, insbesondere zwischen Städten, die früher Teil der Hanse waren, zurückzuführen.

Der ökonomische Erfolg des Ostseeraums hängt neben dem Wirtschaftswachstum und den Handelsverbindungen auch wesentlich von der Sektorstruktur in den Ostseeanrainerstaaten ab, die gleichzeitig die Exportstruktur der Länder mitbestimmt. Hierbei unterscheiden sich die einzelnen Länder und Regionen deutlich: Während stark urbanisierte Gebiete wie Hamburg einen relativ dominanten Logistik- und Dienstleistungssektor aufweisen, sind ländliche Gebiete wie die polnischen Woiwodschaften Podlaskie und Warmińsko-Mazurskie landwirtschaftlich geprägt. Im Vergleich zum EU-Durchschnitt sind durch diese starke Heterogenität innerhalb der Region sowohl Sektoren wie Landwirtschaft und Bergbau, aber auch Branchen mit vielen wissensintensiven Dienstleistungen, wie der Gesundheitssektor, überproportional im Ostseeraum vertreten.

Für die zukünftige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Region ist der Erhalt und die Ausweitung der Innovationsfähigkeit zur Bewältigung des wissensbasierten Strukturwandels eine wesentliche Voraussetzung. Hierfür werden Arbeitskräfte mit einem hohen Humankapital benötigt, die es ermöglichen, sich einerseits an innovative externe Entwicklungen anzupassen und andererseits neue Produkte und Prozesse selbst zu erfinden und zu entwickeln.

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