Corona-Gefahr für Kultur und Kreativität

Vielerorts in Deutschland, insbesondere in den Städten, hat sich die Kultur- und Kreativwirtschaft in den vergangenen Jahren zu einem wachsenden Wirtschaftszweig und Impulsgeber für Innovationen entwickelt, in dem rund 8,0 Prozent der deutschen Unternehmen tätig sind. Der jährliche Monitoringbericht zur deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft weist für diese Querschnittsbranche rund 1,7 Millionen Erwerbstätige aus, die eine Bruttowertschöpfung von 100 Milliarden Euro erwirtschaften. Nun gefährdet die Corona-Krise die Existenzgrundlage vieler Künstler und Kreativer.

Von diesen arbeiten zwar eine Reihe mit einer vergleichsweise guten sozialen Absicherung in größeren Unternehmen, etwa in Musicaltheatern oder großen Werbeagenturen. In der Kultur- und Kreativwirtschaft sind aber auch besonders häufig  Solo-Selbstständige tätig – nicht selten mit einem Jahreseinkommen von weniger als 17.500 Euro. Die Zahl dieser sogenannten Mini-Selbstständigen beziffert der Monitoringbericht zur deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft auf rund 340.000 Personen.

Besonders hart trifft das gegenwärtige Aus für Spielstätten die Künstler und kreative Unternehmen, deren Einkommen direkt von Live-Auftritten abhängen, wie etwa darstellende Künstler, Musiker, Konzertveranstalter, Clubs und Privattheater, aber auch die Wertschöpfungskette der Filmwirtschaft . Andere Teilmärkte der Kreativwirtschaft, wie etwa die Designwirtschaft und der Werbemarkt, bekommen Auftragsrückgänge zu spüren, weil ihre Auslastung im engen Zusammenhang mit der allgemeinen konjunkturellen Lage steht. Ohnehin haben freiberufliche Künstler und kleine Kreativagenturen häufig mit einer schwankenden Auftragslage zu kämpfen und müssen finanzielle Durststrecken überwinden, wenn ein zentraler Auftraggeber wegbricht. Dabei reagieren die Künstler in der jetzigen Krise auf wegfallende Einnahmenquellen bereits mit hoher Kreativität und Ideenvielfalt. Schnell sind verschiedenste innovative digitale Angebot entstanden, wie etwa exklusive Wohnzimmerkonzerte, Streaming von Theaterstücken und Lesungen. Es gibt nun verschiedene Maßnahmen zur Abfederung der finanziellen Belastungen für Künstler und Kreative, gerade der zahlreichen Freiberufler, in der Corona-Krise. Der Aufschub von Steuervorauszahlungen und der Beiträge zur Künstlersozialkasse, niederschwellige Kredite und finanzielle Soforthilfen können wichtige Instrumente für die Rettung der kleinteiligen und vielfältigen Struktur der Kultur- und Kreativwirtschaft sein. Diese zu erhalten ist ein wichtiger ökonomischer Standortfaktor. Denn Kultur, Kreativität und die damit verbundene Lebensqualität sind zunehmend wichtige Aspekte der Standortentscheidung von Unternehmen und Fachkräften. Dabei hat die Aufrechterhaltung der Leistungskraft der Kultur- und Kreativwirtschaft über die Krise hinaus, ökonomische Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche. Etwa auf Unternehmen anderer Branchen, welche Kreativleistungen einkaufen, und den Kulturtourismus.

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